Hightech, Start-Ups, digital mit Blick in die Zukunft – die Region Potsdam/ Potsdam Mittelmark ist ein attraktiver Standort für innovative Unternehmen und eine sich wandelnde Gesundheitsbranche. Dass hier eine Reihe von Leuten Gesundheit neu denken zeigt sich jedoch nicht nur in der hippen Unternehmenskultur großer Wissenschaftsparks, sondern auch beim Umgang mit einer in unserer Gesellschaft häufig ausgegrenzten Personengruppe: Menschen mit Behinderung. Das Projekt IDEAL4.0 des Oberlinhauses zeigt wie es geht und nimmt hier die Menschen mit auf dem Weg der Digitalisierung – und fördert so Eigenständigkeit und Teilhabe.
Lenken wir unseren Blick also hin zu Potsdam-Babelsberg, hin zu dem traditionsreichen Oberlinhaus und hin zu einem Projekt, dass nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten an dem digitalen Wandel teilhaben lässt, sondern auch die Forschung dazu von Grund auf verändert. IDEAL4.0 – Inklusives Digitales Arbeiten (Er)-Leben 4.0, der Name ist vielleicht nicht so sexy wie Birkenwasser und Mandelmilch, doch der Gedanke hinter dem Projekt hat das Potential Leben nachhaltig zu verändern. Denn: es geht darum Inklusion durch digitale Innovation zu fördern.
Was erstmal schwammig klingt, wird bei IDEAL4.0 ganz konkret: „Wir wollen Barrieren auf dem Weg in den Allgemeinen Arbeitsmarkt für Menschen mit Lernschwierigkeiten abbauen und den Menschen selbstbestimmtes Lernen ermöglichen.“, fasst es Antje Bensching vom Projektteam zusammen. „Dafür haben wir eigene Software entwickelt, die die Zielgruppe auf ihrem Weg unterstützt.“
Das Besondere hierbei: In jeder Phase des Projekts, das 2021 startete und auf 3 Jahre Laufzeit begrenzt ist, wurden Menschen mit Beeinträchtigungen als Co-Forschende eingebunden – der Anspruch ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Zunächst ging es also darum digitale Barrieren zu identifizieren und zu verstehen was die Zielgruppe genau braucht. Dazu führte das Team in der ersten Phase des Projekts Interviews mit verschiedenen Akteur:innen – von Menschen mit Behinderung bis hin zu Fachkräften der beruflichen Rehabilitation und Arbeitsgebern – durch. Parallel dazu wurden schon erste Prototypen entwickelt und getestet, auf Basis von kontinuierlichen Feedbackschleifen mit der Zielgruppe.
Ein ambitioniertes Vorhaben, das nicht zuletzt wegen der begrenzten Laufzeit und pandemiebedingten Schwierigkeiten einige Herausforderungen mit sich bringt: „Durch die Beteiligung verschiedenster Menschen auf allen Ebenen des Projekts, der Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung und der Arbeit im Projektverbund, mussten wir zunächst eine gemeinsame Sprache für den Austausch finden und eine gute Infrastruktur für uns etablieren“, erklärt Antje Bensching. „Ich sehe aber auch: Die Mühe lohnt sich! Wir haben eine echte Partizipation geschaffen, die auch anderen Leuchtturmprojekten beispielhaft dient und für Menschen mit Behinderungen mehr Sichtbarkeit schafft.“
Diese Sichtbarkeit soll sich auch auf die Chancen dieser Gruppe auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Dafür entwickelte das Projektteam einen digitalen Begleiter für den Ausbildungs- und Arbeitsalltag, in Form einer App für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die App unterstützt und bestärkt ihre Nutzer:innen, indem diese hier Stärken und Erfolge festhalten und teilen oder Ziele festlegen und im Blick behalten können. Feedback zu Arbeitsergebnissen versammeln sich „in einer digitalen Schatzkiste“ und fördern Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten – was wiederum gerade Auszubildenden ermöglicht selbstbewusster in den Kontakt mit möglichen Arbeitgeber:innen zu treten.
Denn einer Arbeit selbstständig nachzugehen, fördert Unabhängigkeit und stärkt zugleich soziale Bindungen. Zudem können Arbeitsplätze besser an individuelle Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen angepasst werden.