Kurze Liegezeiten in Kliniken und Krankenhäusern entlassen viele Patienten häufig mit offenen Fragen zum weiteren Genesungsprozess. Die Gefahr, in der akuten Heilungsphase durch falsche Lebensführung den Behandlungserfolg zu konterkarieren ist für Patienten durchaus groß. Dem Gesundheitssystem entstehen durch Komplikationen, Sekundärerkrankungen und Rückfälle enorme Kosten. Hier will Maren Lienicke, Gründerin von reconva, mit ihrem Konzept der Genesungsberatung im "Virtuellen Stationszimmer" ansetzen.
Bei dem "Virtuellen Stationszimmer" handelt es sich um einen speziell entwickelten, geschützten Chatraum für Patienten vor- und nach operativen Eingriffen. Im vertraulichen Gespräch mit Gesundheits- und Krankenpflegekräften können sie alle Fragen rund um die Themen Genesung und Heilung stellen und erhalten fachkundig Antwort – so wird die ärztliche Behandlung auch nach dem stationären Aufenthalt gesichert. Dieses Modell der Genesungsberatung ist bundesweit bislang einzigartig. Es zeigt nicht zuletzt, wie digitale Lösungen sinnvoll für dringende Zukunftsfragen im Bereich der Nachsorge eingesetzt werden können.
Im Gespräch erläutert Maren Lienicke, wie das „Virtuelle Stationszimmer“ Patienten in der akuten Heilungs- und Genesungsphase unterstützt und so eine bedeutsame Versorgungslücke im Gesundheitssystem geschlossen werden kann.
Das lässt sich am besten in drei Worten zusammenfassen: Beobachtet - Erfahren - Erlebt.
Ich habe Familienangehörige erlebt, die nach oftmals umfassenden operativen Eingriffen sehr früh wieder zuhause waren. Sie hatten Fragen über Fragen zur Versorgung, zum Heilungsverlauf oder mögliche Warnzeichen betreffend. Oftmals waren das keine rein medizinischen bzw. ärztlichen Fragen. Da habe ich mich an eine Großtante erinnert, die Diakonisse gewesen ist: Tante Charlotte war sozusagen die Erstinstanz, die bei Beschwerden Ratschläge geben konnte, aber eben auch genau wusste, wann ein Arzt zu konsultieren ist.
Mir ist klargeworden, dass der Kontakt zwischen Pflegekundigen und Pflegeinformationsbedürftigen durch die kurzen Liegezeiten in den Kliniken einfach nicht mehr existent ist. Und gerade die Pflege ist so kenntnisreich darin, Menschen im Gesundwerden zu begleiten.
Nach gründlicher Analyse des Gesundheitswesens und dessen Strukturen reifte die Überzeugung, dass gerade hier eine digitale Lösung gut anwendbar ist.
Alle anderen digitalen Angebote befassen sich primär mit der Informationsübermittlung in dem Sinne, dass der Patient Informationen zusammensuchen und abrufen kann. Diese sind allerdings nicht individuell auf die Lebenswelten der Patienten, also auf die persönliche Situation und Auffassungsgabe abgestimmt. In diesem Kontext möchte ich gern eine Bekannte zitieren, die auf mehr als acht Jahrzehnte Erfahrung im Gesundheitswesen zurückblickt: „ Als Patientin bestehe ich nur noch aus Befunden, mein Befinden spielt gar keine Rolle mehr“. Da möchte ich mit unserem Angebot gegensteuern – denn mit dem „Virtuellen Stationszimmer“ verlängern die Kliniken den Kontakt zum Patienten maßgeblich. Das nährt das Gefühl „man kümmert sich um mich“, „ich werde nicht einfach aus der Klinik geworfen, weil das Bett wieder frei werden muss“.
Die Patienten profitieren, indem Sie bereits vor der Anreise und Aufnahme das Virtuelle Stationszimmer eröffnen könnten und alle notwendigen Informationen zu Ihrem Aufenthalt bekommen. Darüber hinaus erhalten Sie bereits Informationen, was Sie für die Zeit NACH dem Aufenthalt zuhause vorbereiten können.
Nach dem Aufenthalt wird der Kontakt zur Klinik gehalten – das Virtuelle Stationszimmer ist praktisch der Shuttle, in dem die Patienten von fachkundigem Pflegepersonal wieder nach Hause begleitet werden. Das gilt auch für jede weitere Behandlung.
Pflegefachkräfte wiederum finden jenseits des Stationsstresses den dringend notwendigen, wertgeschätzten Arbeitsbereich. Genesungsberater im direkten Austausch mit dem Patienten machen das, weshalb viele den Beruf gewählt haben: empathisch und fachkundig auf den Patienten eingehen und ihm helfen, wieder gesund zu werden. Dafür ist in der Klinikversorgung einfach keine Zeit mehr.
Und nicht zuletzt möchten wir hoffen, dass Kliniken als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen werden, wenn sie Gesundheits- und Krankenpflegern in allen Lebensphasen eine Beschäftigungsmöglichkeit bieten können. Bezogen auf ältere Pflegekundige, die den Dienst auf Station nicht mehr leisten können bleibt der unschätzbare Mehrwert, deren langjähriges Wissen im System halten zu können.
Hartmut blickt auf 23 Jahre pflegerische Erfahrung zurück und war sowohl in der Allgemeinchirurgie als auch in der OP- Abteilung einer neurochirurgischen Klinik tätig. Im Laufe der Jahre hat er sich auf die Pflege von Patienten mit Nierenproblemen spezialisiert. Hauptberuflich ist Hartmut auf der Dialysestation einer Uniklinik tätig und betreut dort Patienten mit unterschiedlichsten Erkrankungen.
"Im Rahmen der Genesungsberatung im "Virtuellen Stationszimmer" möchte ich gerne nicht nur einem Organ Beachtung schenken, sondern die Heilungsprozesse in ihrer Gesamtheit betrachten und vermitteln, wie Menschen das selbst positiv beeinflussen können. So können sie möglichst ein respektvolles Verständnis für Ihren individuellen Heilungsprozess finden und diesen erfolgreich gestalten."