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voize: Weniger Schreibarbeit, mehr Pflege

Mehr Zeit und Energie, damit sie sich auf das Wesentliche – ihre Pflegebedürftigen – konzentrieren können. Das ist ein Wunsch vieler Pflegekräfte. voize unterstützt dabei: Die App nimmt Pflegekräften unliebsame bürokratische Arbeiten ab. Mit dem digitalen Sprachassistenten werden Daten über Patient:innen direkt in ein Smartphone eingesprochen, der Aufwand für Dokumentationstätigkeiten deutlich verringert. Die App des Potsdamer Start-ups verbessert die Dokumentationsqualität und verschafft Pflegenden zugleich mehr Zeit.

Der Helfer in der Hosentasche

"Frau Aktay: 130 zu 80": Das ist genug für voize – keine vollgeschriebenen und schwer zu entziffernden Notizzettel mehr, kein Warten auf einen freiwerdenden PC im Stationszimmer, keine Überstunden aufgrund der Daten, die zum Schichtende in die Patient:innenakten eingetragen werden müssen. Pflegekräfte können Vitalwerte wie Blutdruck und Puls etwa, Wundstatus oder Medikation einfach direkt in das Smartphone einsprechen. Die KI versteht, was dokumentiert werden soll und überträgt dies per Schnittstelle in das bestehende Dokumentationssystem – automatisch.

 

Dokumentation, ohne sich zu verzetteln

Doch wie kommt man Anfang 20 auf die Idee, eine App zur Pflegedokumentation in Krankenhäusern oder in Alten- und Pflegeheimen zu entwickeln?
Als ihr Großvater in ein Pflegeheim kommt, beobachten die Zwillingsbrüder Fabio und Marcel Schmidberger, wie viel Zeit das Pflegepersonal mit der Dokumentation der Patient:innendaten verbringt: "Alles wurde auf verfügbaren Zetteln, teilweise sogar auf dem Arm, notiert, um es später händisch am Computer in die Patient:innenakten einzutragen", erinnert sich Marcel Schmidberger.

Tatsächlich verwendet einer Umfrage der Asklepios-Kliniken zufolge etwa ein Viertel der Pflegekräfte teils ihre halbe Arbeitszeit für bürokratische Aufgaben. Grund genug für die beiden Brüder, damals noch Informatik-Studenten am Hasso-Plattner-Institut (HPI), dem Thema auch professionell mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Erik Ziegler gründen sie ein Start-up in Potsdam und wollen die aufwändige Dokumentation im Pflegesektor mit einem digitalen Assistenten automatisieren.

"Wir wollen den pflegebedürftigen Menschen in den Vordergrund stellen."

Fabio Schmidberger

CEO, voize GmbH

Mobile Pflegeplanung in Echtzeit

Die App ermöglicht es, Pflegeprotokolle per Echtzeit-Sprachkommunikation in die Akten zu übertragen: direkt während der Pflege und frei eingesprochen. Automatisch erstellt die KI strukturierte Dokumentationseinträge und synchronisiert sie mit dem Dokumentationssystem des Pflegedienstes oder -heims.

Zudem können auch Bilder, wie beispielsweise der Wundverlauf, von der Smartphone-Kamera aus erfasst und abgerufen werden. Im Alltag bedeutet das: Pflegende können nicht nur die Dokumentation aufnehmen, sondern haben jederzeit auch den vollständigen Pflegeverlauf, Stammdaten und die gesamte Pflegeplanung mobil in der Hosentasche dabei. Und mit der digitalen Schichtübergabe können individuelle Bemerkungen und Aufgaben einfach teamübergreifend geteilt werden, erklärt Marcel Schmidberger.  

Innovative Lösung zum Wohl von Pflegenden und Gepflegten

In Deutschland sind mehrere Millionen Menschen von Pflegebedürftigkeit betroffen. Prognosen gehen für die kommenden Jahre von einem weiter steigenden Versorgungsbedarf aus. Denn aufgrund der wachsenden Zahl älterer Personen nimmt auch die Anzahl derer zu, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind – mit Folgen für die sozialen Sicherungssysteme und die Strukturen der gesundheitlichen Versorgung.

Doch trotz des steigenden Bedarfs sinkt die Anzahl der beruflich Pflegenden. Bereits heute fehlen in allen Pflegeberufen Fachkräfte. Angesichts dieses Mangels und der demographischen Entwicklung sind innovative Lösungen gefragt, die Pflegende in ihrem Berufsalltag entlasten und die Arbeitsqualität nachhaltig verbessern.

Diese Umstände bewegen auch die drei Gründer von voize. Mit der App möchten sie die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften verbessern. Genau aus diesem Grund wurde die App in enger Zusammenarbeit mit Pflegepersonal entwickelt, auch weiterhin wird sie gemeinsam mit Pflegefachkräften fortwährend optimiert. Dazu arbeitet das Unternehmen mit vielen Einrichtungen zusammen und hat den Anspruch, die Bedürfnisse des Pflegepersonals zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Feedback der Anwender:innen wird kontinuierlich integriert. „Das ist einer der Gründe für die hohe Akzeptanz unter Pflegeorganisationen“, wie Schmidberger betont.

Fachwörter, Dialekte, Fremdsprachen? Aber klar doch!

Rheumatoide Arthritis? Kein Problem für voize: Die App ist auf die Sprache des Pflegepersonals trainiert und erkennt medizinische Termini problemlos und bietet dem Pflegepersonal auch automatische Transkriptionsdienste. Sie kann zudem Dialekte, Akzente und Fremdsprachen identifizieren sowie Rechtschreibung und Grammatik korrigieren – und somit auch von Pflegepersonal genutzt werden, das aus dem Ausland angeworben wird.

Daten? Sicher.

Die Künstliche Intelligenz (KI) von voize läuft lokal auf dem Smartphone: Es müssen also keine Daten in die Cloud gesendet werden. Dies erhöht den Datenschutz. Denn durch das Offline-Machine-Learning verlassen die Sprachdaten nie das Smartphone, werden direkt in das jeweilige Dokumentationssystem der Pflegeeinrichtung gesendet und dort in die elektronische Patient:innenakte übertragen. „Damit erfüllt die App die hohen Datenschutzanforderungen sensibler Patient:innendaten und ermöglicht auch eine temporäre Nutzung ohne Internet“, so Schmidberger.

"voize erleichtert den Pflegealltag, verbessert die Qualität der Dokumentation und erlaubt Pflegeeinrichtungen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren."

Marcel Schmidberger

COO, voize GmbH

Breit gefächertes Förderbündnis

Das Konzept stößt über die Pflegestationen hinaus auf Interesse: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit 2022 eine von voize koordinierte Studie zur Wirksamkeit der Spracherkennung und zum Einsatz künstlicher Intelligenz für die Pflege. Mit an Bord sind die Charité Berlin, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und verschiedene Sozialträger:innen. Forschung und Entwicklung von voize werden teilweise auch durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Innovationspreis Berlin-Brandenburg: voize trifft den Nerv der Zeit!

Besonders freut die Gründer, dass voize Ende 2022 mit dem Innovationspreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet wurde. In der Begründung der Jury heißt es: „Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger treffen den Nerv der Zeit. Nachhaltigkeit, Pflege und Fachkräftemangel sind Themen, die unsere ausgezeichneten Innovatorinnen und Innovatoren mit ihren Entwicklungen angehen.“

Auch bedeutsame Kapitalgeber glauben an die Zukunft des Unternehmens: Der US-Großinvestor Y Combinator etwa, der bereits eine Vielzahl wichtiger Start-ups auf dem Weg zum Markterfolg begleitet hat. Weitere Investor:innen sind der HPI Seed Fund des Hasso-Plattner-Instituts und die schweizerische Wagniskapitalgesellschaft Redalpine.

Von Potsdam aus in den ganzen deutschen Sprachraum

Dass die Firma in Potsdam sitzt, sei eine bewusste Entscheidung, sagt Marcel Schmidberger. Das sei den guten politischen sowie kulturellen Rahmenbedingungen zu verdanken. Das Team schätze die Anbindung an bedeutende Wissenschafts- und Forschungsinstitute in Potsdam/Potsdam-Mittelmark und die konstruktive Zusammenarbeit mit Landespolitik sowie Sozialträger:innen.

In Deutschland und Österreich ist voize bereits in über 100 Einrichtungen im Einsatz. Das österreichische Bundesland Kärnten hat die Digitalisierung der Pflege zur Landessache erklärt und wird ab 2024 voize flächendeckend in allen Kärntner Alten- und Pflegeheimen einsetzen.

Damit ist voize auf bestem Weg, sich als ernstzunehmender Akteur in den Strukturen der gesundheitlichen Versorgung zu etablieren. Kein Wunder: Nicht nur Pflegekräfte profitieren von der App, sondern auch Pflegebedürftige: Langwierige Dokumentationstätigkeiten entfallen, Pflegende haben mehr Zeit für ihre Patient:innen.