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Im Fokus

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Antikörperforschung: Erfolgsgeschichten aus der Region

Alzheimer, Krebs, Multiple Sklerose – Antikörper sind Hoffnungsträger und gelten immer mehr als medizinisches Multitalent gegen schwere Krankheiten. Doch wie genau funktionieren sie, wie nutzt die moderne Medizin ihre Vielseitigkeit in Forschung, Therapie und Diagnostik? Und welche Akteure in der MEHR ZUKUNFT-Region beschäftigen sich professionell mit diesem hochaktuellen Thema?

Im Auftrag des Immunsystems

Antikörper werden vom Körper als Reaktion auf bestimmte Stoffe (sogenannte Antigene) gebildet und sind ein zentrales Werkzeug unseres Immunsystems. Antigene können Substanzen wie Bakterien, Viren, Gifte, Parasiten, Krebszellen oder auch Pollen sein.

Unser Immunsystem stellt Antikörper immer dann bereit, wenn derartige Fremdstoffe in unseren Körper eindringen: Sie sollen sie erkennen und sie davon abhalten, Schaden anzurichten, indem sie eingedrungene Antigene abfangen und/oder blockieren, so dass diese ihre Wirkung nicht entfalten können. Antikörper können Antigene auch für Fresszellen markieren, damit sie von diesen dann abgetötet werden.

Ein Allrounder in der Anwendung

Antikörper sind jedoch nicht nur natürliche Abwehrstoffe, sondern, künstlich hergestellt, auch sehr wertvolle Werkzeuge der Medizin. Und: Ihre besonderen Eigenschaften ermöglichen eine stetige Erweiterung ihres Einsatzspektrums. Daher werden Antikörper immer stärker in der Forschung und zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken eingesetzt.

So werden sie in der Krebstherapie genutzt, um gezielt Tumorzellen anzugreifen. Dabei blockieren sie etwa bestimmte Proteine und sorgen dafür, dass das Wachstum der Krebszellen verlangsamt oder gar gestoppt wird. Auch bei Autoimmunerkrankungen leisten Antikörper wertvolle Dienste: Bei Krankheiten wie der rheumatoiden Arthritis dämpfen sie die Entzündungsreaktion und sorgen dafür, dass das Immunsystem nicht übers Ziel hinausschießt.

Spätestens seit der COVID-19-Pandemie sind Antikörper auch der Öffentlichkeit ein Begriff, Stichwort „Antigen-Test“: Diese Tests identifizieren spezifische Antikörper, die sich an das Virus binden, und weisen es so in den Proben nach.
Aber auch Antikörpertherapien haben während der Pandemie große Bedeutung erlangt. Sowohl als Prophylaxe als auch als Therapeutikum wurden verschiedene Antikörper entwickelt, die das Virus gezielt neutralisieren und seine Ausbreitung im Körper verhindern.

Grundbaustein zur Entwicklung von Medizin

Antikörper sind einer der elementaren Bausteine zur Entwicklung von Medikamenten, müssen zumeist jedoch auf die jeweilige Anwendung zugeschnitten werden. Mit herkömmlichen Verfahren dauert diese Herstellung mindestens acht bis zwölf Monate – Zeit, die Erkrankte auf eine gezielte Therapie warten müssen. Mehrere Unternehmen der MEHR ZUKUNFT-Region beschäftigen sich deswegen gezielt mit Entwicklung und Einsatz dieser medizinisch höchst wertvollen Komponente und setzen alles daran, diese Prozesse zu beschleunigen.

new/era/mabs

Katja Hanack, Professorin für Immuntechnologie an der Universität Potsdam und langjährige MEHR ZUKUNFT-Botschafterin, gehört weltweit zu den anerkanntesten Wissenschaftler:innen in der Antikörper-Forschung. Sie hat mit ihrer im Potsdam Science Park beheimateten Firma new/era/mabs eine Methode entwickelt, mit der sich Antikörper wesentlich schneller – in nur drei Monaten – herstellen lassen.

Sie entwickelt Antikörper ganz den Bedürfnissen und Anforderungen ihrer Kund:innen entsprechend und bietet ihnen so die Möglichkeit, viel schneller mit der Produktentwicklung zu beginnen, als es früher möglich war.

Neben humanen und murinen (aus Mäusen stammenden) Antikörpern bietet new/era/mabs auch camelide Antikörper an. Diese Antikörper, wie sie etwa Lamas oder Kamele besitzen, sind kleiner, können dank ihrer höheren Hitzebeständigkeit in tiefere Gewebeschichten vordringen und so auch Antigene binden, die für andere Antikörper nicht erreichbar sind.

preclinics

Dabei arbeitet new/era/mabs seit vielen Jahren mit dem Potsdamer Biotech-Unternehmen preclinics zusammen. Gemeinsam sitzen die beiden Forschungslabore an der Produktion von monoklonalen Antikörpern, also gentechnisch modifizierten Antikörpern.

Das größte Anwendungsfeld monoklonaler Antikörper ist die Therapie beispielsweise von Autoimmunkrankheiten wie Rheuma oder von Krebs, da diese Antikörper im menschlichen Körper sehr spezifisch an bestimmte Moleküle binden und dadurch ihre pharmakologische Wirkung gezielt entwickeln.

In dem Video berichten Prof. Katja Hanack und Jonas Füner über ihre Arbeit in der Antikörper-Forschung.

biocyc

Ein weiterer Produzent für monoklonale Antikörper im MEHR ZUKUNFT-Raum ist die Firma biocyc. Das ebenfalls im Potsdam Science Park sitzende Unternehmen bietet weit mehr als 100 verschiedene Antikörper für die Diagnostik von Krebsarten an. Diese aus Kaninchenblut hergestellten Antikörper kommen in Kliniken weltweit zum Einsatz: Liegen Krebszellen in einer Gewebeprobe vor, können sich biocyc-Antikörper an Antigene dieser Zellen binden und diese anfärben. Dadurch lässt sich erkennen, ob es sich um gutartige oder bösartige Zellen handelt.

Biomedizinische Erfolgsgeschichte

Unsere eigenen Antikörper sind enorm starke Waffen des Immunsystems. Ihre im Labor erzeugten Verwandten eröffnen zusätzliche diagnostische und therapeutische Möglichkeiten, die zu einem unverzichtbaren Werkzeug moderner Medizin geworden sind. Stand Anfang 2024 waren in der EU insgesamt über 100 Medikamente zugelassen, die entweder selbst Antikörper sind oder Wirkstoffe enthalten, die aus Antikörpern abgeleitet wurden. Und ihre Bedeutung in der Medizin wird in den kommenden Jahren weiter wachsen.

Damit gehören Entwicklung und Einsatz von Antikörpern zu den großen Erfolgsgeschichten der biomedizinischen Entwicklung. Zunehmend werden sie zum Wachstumsmotor für die medizinische Biotechnologie – auch und ganz besonders bei uns in der MEHR ZUKUNFT-Region.